Der Klumpfuß / Die Ponseti-Methode

Inhaltsverzeichnis

>> 1. Was ist ein Klumpfuß?
>> 2. Was ist die Ponseti-Methode?

>> 3. Wie geht es mit der Therapie dann weiter?
>> 4. Ist die Ponseti-Methode immer erfolgreich?
>> 5. Gibt es Alternativen zur Ponseti-Methode?

 

 

1. Was ist ein Klumpfuß ?

Der Klumpfuß (siehe Abbildung) ist eine komplexe, massive Fehlbildung der Füße bei Neugeborenen. Trotz dieser starken Deformität ist heutezutage die Korrektur der Fehlstellung möglich. Ihr Kind wird normal gehen und laufen können und lediglich, je nach Schweregrad der Fehlstellung, leichte Beeinträchtigungen bei intensiver Sportausübung erfahren. Ist der Klumpfuß einseitig, so bleibt die Wade auf der betroffenen Seite stets etwas dünner als auf der nicht betroffenen Seite. Auch die Schuhnummer ist eventuell am betroffenen Fuß um eine bis maximal zwei Nummern kleiner.

Der Klumpfuß ist die häufigste angeborene Fußfehlstellung. Der Fuß ist unbeweglich, zeigt nach unten und ist nach innen rotiert. Der Fuß erscheint ungewöhnlich, weil die Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder sich falsch entwickelt haben. In Österreich hat etwa eines von 900 Babys einen Klumpfuß. Knaben sind dabei häufiger betroffen als Mädchen und in etwa 40 % der Fälle tritt der Klumpfuß beidseitig auf.

Die Ursache für die Entstehung eines Klumpfußes ist unbekannt. Es dürfte sich um ein Problem in der Entwicklung des Fußes im ersten Trimester der Schwangerschaft handeln. Manchmal wird die Fehlstellung in der 16. bis 18. Schwangerschaftswoche im Ultraschall erkannt. In manchen Fällen findet sich in der Familie ein Verwandter mit Klumpfuß. Wenn ein Elternteil selbst einen Klumpfuß bei Geburt hatte, ist die Häufigkeit für jedes Kind zwischen drei und vier Prozent.

Bei den meisten Neugeborenen wird ein sogenannter idiopathischer Klumpfuß diagnostiziert. Alle anderen Untersuchungen sind unauffällig und das Kind entwickelt sich ganz normal. Ein kleiner Prozentsatz von Kindern hat noch zusätzliche Erkrankungen wie zum Beispiel Arthrogrypose, eine neurologische Schwäche oder Spina bifida. In diesen Fällen spricht man von einem syndromassoziierten Klumpfuß. Beide Arten des Klumpfußes können mit der Ponseti-Methode behandelt werden, wobei die Erfolgsraten beim idiopathischen Klumpfuß deutlich höher sind.


2. Was ist die Ponseti-Methode?

Die Ponseti-Methode wurde von Ignacio V. Ponseti über Jahrzehnte hindurch entwickelt und gilt heute als effektivste und erfolgreichste Behandlung des Klumpfußes. Diese Behandlung wurde in Österreich 2002 von Univ.-Prof. Dr. Franz Grill und Dr. Christof Radler eingeführt. Das Orthopädische Spital Speising hat im gesamten deutschsprachigen Raum die längste und größte Erfahrung mit der Ponseti-Methode und behandelt jährlich etwa 50 bis 60 Klumpfüße bei Neugeborenen auf diese Weise.

Die Ponseti-Methode ist eine primär nicht operative Behandlungsform, bei der der Fuß durch wöchentliche zarte Manipulation und durch Anlegen von Ober- und Unterschenkelgipsen für fünf bis acht Wochen korrigiert wird. Dies dehnt die Bänder und Sehnen des Fußes und gibt den Knochen Zeit, sich durch die korrigierenden Kräfte im Gips umzuformen.


Durch Gipsen werden die Fehlstellungen mittelfristig korrigiert.


Nachdem der Fuß korrigiert ist, wird bei über 90 % der Kinder eine perkutane Achillessehnen-Tenotomie (pAST) durchgeführt. Es handelt sich dabei um einen kleinen Eingriff, bei dem in einer Kurznarkose die Achillessehne durch einen fünf mm Schnitt/Stich durchtrennt wird. Dadurch kann der Fuß nach oben bewegt werden und die Achillessehne heilt in dem postoperativ angelegten Gips aus.
Aufgrund des großen Heilungspotenzials bei Neugeborenen und Kleinkindern heilt die Achillessehne wieder vollständig und kräftig zusammen, nur eben in verlängerter Position. Der Gips wird in der Regel für drei Wochen belassen. Ein stationärer Aufenthalt für ein bis zwei Nächte ist für den Eingriff erforderlich, um eine optimale prä- und postoperative Überwachung und Behandlung Ihres Babys zu garantieren. Selbstverständlich bleiben Sie in unserem Mutter-Kind-Zimmer die ganze Zeit bei Ihrem Kind.

Nach Abnahme des letzten Gipsverbandes braucht Ihr Kind spezielle Schuhe, die mit einer Stange verbunden sind und die Füße nach außen drehen. Die größte Gefahr nach erfolgreicher Behandlung ist das Wiederauftreten der Fehlstellung oder von Teilen der Fehlstellung. Daher ist das Tragen dieser Schienen unbedingt notwendig, um die gute korrigierte Stellung des Fußes zu bewahren. Die Schienen müssen in den ersten drei Monaten 22 Stunden am Tag angelegt werden. Nach diesen drei Monaten werden die Schienen nur noch in der Nacht und bei Schläfchen getragen. Die Schiene kann meist um das 4. Lebensjahr weggelassen werden. In manchen Fällen kann eine physikalische Therapie die Beweglichkeit des Fußes noch weiter fördern.


3. Wie geht es mit der Therapie dann weiter?

Es sind regelmäßige Kontrollen in unserer Ambulanz notwendig, um ein eventuelles Wiederauftreten der Fehlstellung (= Rezidiv) rechtzeitig zu erkennen. Ein Rezidiv ist häufig Folge von Problemen mit der Schiene, etwa wenn die Schiene weniger als acht bis zehn Stunden pro Nacht getragen wird. In den meisten Fällen ist es ausreichend, noch einmal drei bis fünf Gipse anzulegen, wenn danach die Schiene regelmäßig getragen wird.
Selbst wenn die Schiene ausreichend verwendet wird, kann es zu einem leichten Einwärtsdrehen des Fußes und der Zehen kommen. Dies passiert oft aufgrund einer unzureichenden Balance zwischen den Muskeln des Unterschenkels, die die Folge der ursprünglichen Fehlstellung ist.

In solchen Fällen kann eine operative Sehnenverlagerung zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr notwendig sein. Diese kleine Operation findet weit weg vom Gelenk statt, wodurch keine negativen Folgen für die Beweglichkeit des Fußes und für den Gelenksknorpel entstehen können.


4. Ist die Ponseti-Methode immer erfolgreich?

Mit der Ponseti-Methode kann in etwa 90 % der Fälle eine gute Korrektur erreicht werden. In manchen Fällen (besonders bei schweren Klumpfüßen und syndromassoziierten Klumpfüßen) ist die Korrektur durch den Gips und die Tenotomie nicht ausreichend. In diesen Fällen muss die erreichte Korrektur durch weitere Gipse und/oder Physiotherapie gehalten werden und eine Release-Operation etwa im Alter von sechs Monaten durchgeführt werden. Durch eine hochqualitative Vorbehandlung mit der Ponseti-Methode und einer Tenotomie werden optimale Voraussetzungen für eine Operation geschaffen, wodurch der Eingriff kleiner gehalten und mit vergleichsweise besseren Ergebnissen gerechnet werden kann.


5. Gibt es Alternativen zur Ponseti-Methode?

Ohne oder bei unzureichender Gipsbehandlung muss in 90 % der Fälle eine große Release-Operation durchgeführt werden. Dabei wird der Fuß rundum eröffnet und Bänder werden durchtrennt, Sehnen verlängert und Gelenke eröffnet. Das Ergebnis wird dann mit drei Bohrdrähten gehalten. Postoperativ werden bis zu zwei weitere Gipswechsel in Narkose durchgeführt. Ein postoperativer Gips für sechs Wochen sowie Schienen bis zum sechsten Lebensjahr sind erforderlich.